Kanada

Kurzüberblick

  • Kanada ist ein Flächenstaat in Nordamerika. Die Bevölkerung ist zum Großteil auf die wenigen städtische Zentren konzentriert.
  • Kanadas Staatsform ist eine Parla- mentarische Monarchie. Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth II., die den Titel der „Königin von Kanada“ trägt.
  • Kanada ist politisch als Bundesstaat organisiert, dessen Hauptstadt Ottawa ist. Die größte kanadische Stadt ist Toronto.
  • Kanada ist Mitglied der G8-Staaten.
  • Kanada ist ein Einwandererland. Große Einwanderergruppen kamen in der Vergangenheit aus dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Italien, Deutschland und Osteuropa, in neuerer Zeit aber auch aus Asien, allen voran China.
  • Offizielle Landessprachen sind Englisch und Französisch.

Geographie und Einwohner

Kanada hat eine Fläche von 9.984.670 Quadratkilometern und ist nach Russland das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde. Das Land nimmt ca. die Hälfte des nordamerikanischen Kontinents ein. Im Süden und Nordwesten grenzt Kanada an die USA. Im Nordosten grenzt es an Grönland. Kanada hat ca. 32,7 Millionen Einwohnern.

Provinzen und Territorien

Kanada gliedert sich in zehn Provinzen und drei Territorien. Die Territorien stehen unter der direkten Kontrolle durch die Bundesorgane. Die Provinzen verwalten sich weitgehend selbstständig, ihre Parlamente erlassen eigene Gesetze. Die Provinz Québec verfügt über ein in vielerlei Hinsicht vom übrigen Kanada abweichendes Rechtssystem.

Die Territorien von West nach Ost (in Klammern: Hauptstadt):
  • Yukon-Territorium (Whitehorse)
  • Nordwest-Territorien (Yellowknife)
  • Nunavut (Iqaluit)
Die Provinzen von West nach Ost (in Klammern: Hauptstadt):
  • Britisch-Kolumbien (Victoria)
  • Alberta (Edmonton)
  • Saskatchewan (Regina)
  • Manitoba (Winnipeg)
  • Ontario (Toronto)
  • Québec (Québec)
  • Neubraunschweig (Fredericton)
  • Prinz-Edward-Insel (Charlottetown)
  • Neuschottland (Halifax)
  • Neufundland und Labrador (Saint John’s)

Wichtige Städte

  • Toronto – 5,61 Millionen Einwohner – Hafenstadt am Ontariosee
  • Montreal – 3,27 Millionen Einwohner – Handelsmetropole
  • Vancouver – 2,13 Millionen Einwohner – Hafenstadt an der Westküste Kanadas
  • Calgary – 968.000 Einwohner – Stadt der Olympischen Winterspiele 1988
  • Ottawa – 874.000 Einwohner – Hauptstadt Kanadas
  • Edmonton – 822.000 Einwohner
  • Québec – 746.000 Einwohner
  • Hamilton – 654.000 Einwohner
  • Winnipeg – 632.000 Einwohner

Seen und Flüsse

Kanada ist ein sehr seenreiches Land. Es gibt rund zwei Millionen Seen. Allein die Binnengewässer umfassen zusammen mehr als das Doppelte der Fläche Deutschlands. Zu den größten Seen gehören der Große Bärensee, der Große Sklavensee, der Winnipegsee, der Athabascasee sowie die Anteile an den Großen Seen. Der wichtigste Fluss Kanadas ist der Sankt-Lorenz-Strom mit einer Länge von ca. 3.000 km. Er dient als Wasserstraße zwischen den Großen Seen und dem Atlantik. Jährlich wer- den Güter mit einem Gesamtgewicht von ca. 40 Millionen Tonnen auf dem Sankt-Lorenz-Seeweg verschifft. Der zweitlängste Fluss Kanadas ist der Mackenzie River (ca. 1.900 km) im Nordwesten. Weitere große Flüsse sind der Yukon River und der Columbia River, die teilweise auch in den Vereinigten Staaten verlaufen.

Geschichte

Der wohl erste nachweisbare Versuch einer europäischen Besiedlung erfolgte unter Leif Eriksson um 1000. Im Jahre 1497 landete John Cabot (Giovanni Caboto), ein Italiener in englischen Diensten, als erster namentlich bekannter Europäer im heutigen Kanada auf der Cape-Breton-Insel und erklärte das Land zum englischen Besitz. Die Franzosen erkundeten unter der Leitung von Jacques Cartier 1534 / 1535 das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und nahmen es für Frankreich als Kolonie Neufrankreich in Besitz. Die Franzosen waren es auch, die 1605 die erste dauerhafte Ansiedlung mit Port Royal (jetzt Annapolis Royal in Neuschottland) gründeten. Nach mehreren Kriegen zwischen Frankreich und England fielen aber alle nordamerikanischen Kolonien 1763 an die englische Krone. Von 1812 bis 1814 kam es zwischen der seit 1789 unabhängigen USA und Großbritanniens verblie- benen Kolonien zum Krieg. Der Widerstand gegen die Invasoren spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines kanadischen Nationalgefühls. 1841 wurden Oberkanada und Niederkanada zu einer gemeinsamen Provinz Kanada vereinigt und die englische Sprache als alleinige Amtssprache eingeführt. Während der Osten unmittelbarer staatlicher Kontrolle unterlag, übernahmen im Westen Handelsgesellschaften die Kontrolle, allen voran die Hudson’s Bay Company und die North West Company. Durch den British North America Act von 1867 gab das britische Parlament den Kolonien (Provinzen Kanada, Neubraunschweig und Neuschottland) eine Verfassung und eine gewisse Eigen- ständigkeit gegenüber Großbritannien. Obwohl die kanadische Politik auf eine völlige Unabhängig- keit abzielte, unterstützte man Großbritannien in diversen Kriegen. Als eigenständiges Staatswesen trat Kanada im Versailler Vertrag von 1919 und im Völkerbund auf. Seit 1927 ist es mit einem eigenen Botschafter in den USA vertreten. Am 10. September 1939 erklärte Kanada dem Deutschen Reich den Krieg. Kanadische Soldaten kämpften 1940 in Frankreich, 1941 in Hongkong, 1942 bei Dieppe und in Nordafrika, 1943 in Italien und 1944 in der Normandie bei der Invasion am Juno Beach. 1945 übernahmen kanadische Soldaten die Befreiung der Niederlande. Formal erhielt Kanada erst 1982 die vollständige Unabhängigkeit, als das britische Parlament aufgrund des Constitution Act endgültig auf sein Gesetzgebungsrecht für Kanada verzichtete.

Wirtschaft

Die kanadische Wirtschaft ist eng mit der US-Wirtschaft verflochten; 86 % der kanadischen Exporte gehen in die USA, und 61 % der Importe werden aus den USA bezogen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) betrug im Jahr 2003 preisbereinigt 756,25 Mrd. Euro gegenüber 727,42 Mrd. Euro im Jahr 2002. Damit ist Kanada gemessen am BIP pro Kopf mit 23.909 Euro an achter Stelle in der Welt. Die Wirtschaftszentren im Osten und im Westen sind über 5.000 km voneinander entfernt. Da das Land mit nur 3,2 Einwohner/km² dünn besiedelt, konzentrieren sich Wirtschaft und 85 % der Arbeits- kräfte in einem bis zu 350 km breiten Streifen entlang der Grenze zur USA.

Wichtige Wirtschaftszweige
Landwirtschaft

Kanada gehört zu den größten Getreideexporteuren der Welt. Hauptsächlich werden Weizen, Hafer, Gerste Raps und Leinsamen angebaut. Am Atlantik wachsen Obst- und Gemüsekulturen. Vieh- und Milchwirtschaft liefern etwa die Hälfte aller Agrarerträge. Die Betriebe sind in hohem Maße techni- siert und mechanisiert. Der reichen Fischvorkommen des Pazifiks und des Atlantiks bilden die Grundlage der kanadischen Fischereiwirtschaft. Lachs, Kabeljau, Hummer und Hering werden exportiert. Eine wichtige Stellung hat auch die Forstwirtschaft. Die Grundlage dafür ist das scheinbar uner- schöpfliches Rohstoffpotenzial der kanadischen Wälder. Über 2,6 Millionen km² sind mit Wald bedeckt. Kanada ist der weltweit größte Produzent von Holzschliff, Zellstoff, Papier und Pappe.

Industrie

Schwerpunktindustrien sind der Automobil- und Flugzeugbau, die Metallindustrie, die Nahrungs- mittelindustrie und der Holz- und Papierverarbeitung. Dazu sind auch die chemische und die elektrotechnische Industrie stark vertreten. Kanada verfügt über ein riesiges Potenzial an Wasser- kraft, die zwei Drittel zur Energiegewinnung beiträgt, und die angesichts der hohen Weltmarkt- preise für Energie stark gefördert wird.

Wirtschaftsstruktur

Seit Mitte der 90er Jahr vollzog sich in Kanada ein Strukturwandel in der Volkswirtschaft. Die Roh- stoff- und Agrarwirtschaft wurde in ihrer Wichtigkeit von Hochtechnologie und Dienstleistungen abgelöst. Dies geschah durch gezielte Förderung Erfolg versprechende Industriezweige, wie Bio- technologie und Informationstechnologien. Dennoch bleibt Kanada weiterhin ein bedeutender Rohstofflieferant und Produzent landwirtschaftlicher Produkte. Es belegt nach den USA und Russ- land Platz 3 bei der Erdgasförderung und den 9. Platz in der Erdölförderung.

Außenhandel

Kanada ist eine Exportnation. Kanada belegt den fünften Platz in der Weltaußenhandelsstatistik nach der EU, den USA, Japan und China. Der Außenhandel ist frei.

Mitgliedschaft in internationalen Wirtschaftsorganisationen

Kanada ist Mitglied im Nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA zwischen Kanada, den USA und Mexiko. Darüber hinaus ist Kanada Mitglied der G8, OECD, WTO, IMF und der Weltbank.

Aktuelle Entwicklung

Die kanadische Wirtschaft ist 2004 um 2,7 % gewachsen, getragen von einer stabilen Auslands- wie Inlandsnachfrage. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte (Wachstum 2,8 %) und die Ausrüs- tungsinvestitionen (Wachstum 5,9 %) hatten kräftige Zuwächse zu verzeichnen. Die Exporte sind insgesamt über das Jahr angestiegen. Der kanadische Dollar ist stark.

Kultur

Das heutige Kanada wird überwiegend durch die europäischen Einflüsse der Einwanderer aus Groß- britannien, Frankreich und Irland, regional aber auch aus Deutschland geprägt. In jüngerer Zeit wird das Bild in größeren Städten auch von Asiaten (z. B. Vancouver, Toronto) und Einwanderern aus der Karibik und aus Afrika ergänzt. Viele ihrer Traditionen bleiben weiterhin Teil der kanadischen Kultur. Kulturellen Feste dieser Einwanderer sind ein fester Bestandteil des kanadischen Lebens, z. B. das chinesische Neujahrsfest in Vancouver oder der Caribana-Umzug in Toronto. Da Kanada Mitglied des Commonwealth ist, besteht eine Verbundenheit zu Großbritannien, das Kanadas drittgrößter Handelspartner ist. Die Verbindungen Kanadas zu anderen frankophonen Ländern sind in der Organisation internationale de la Francophonie institutionalisiert. Ein regen kulturellen Austausch mit Frankreich ist gegeben. Deutsche Einflüsse sind vor allem in Südontario um die Stadt Kitchener (ehemals Berlin) präsent. Dort sind viele Orte mit deutschen Namen verstreut. Kitchener wirbt damit, dass dort das größte Oktoberfest außerhalb Münchens gefeiert wird. Die Schaffung und der Schutz einer eigenständigen kanadischen Kultur wird durch Programme, Gesetze und Einrichtungen der Bundesregierung, z. B. der CBC/Radio-Canada, dem NFB (National Film Board of Canada/Office national du film du Canada) und der CRTC (Canadian Radio-Television and Telecommunications Commission/Conseil de la radiodiffusion et des télécommunications canadiennes) unterstützt.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kanada (hier in gekürzter und überarbeiteter Fassung)